Die heilige Stadt am Ganges – Varanasi (Uttar Pradesh)

11.01.14
Wir machten uns schon früh auf, mal wieder zum Flughafen. Unser Ziel: Varanasi. Diese Stadt mit circa 1,2 Millionen Einwohnern gilt als eine der ältesten Städte Indiens und ist der heiligste Platz für Hindus. Die Altstadt besteht aus vielen engen Gassen, mit Unmengen an Verkäufern, Kühen und Pilgern. Daneben trifft man immer wieder auf Tote, die zu den Verbrennungsghats getragen werden. Es ist laut, es stinkt und es ist dreckig. Für uns weckt es hier nicht gerade den Anschein einer heiligen Stadt.

12.01.14
In unserem Guesthouse haben wir Bettina getroffen, eine Deutsche die seit 7 Jahren schon in Varanasi lebt. Sie kauft hier Seidenstoffe ein, welche dann in Deutschland wieder weiterverkauft werden. Da wir eh auf der Suche nach einer langen Hose für Thilo waren und sie die ganzen Leute inklusive Schneider kennt, machten wir uns mit ihr auf den Weg. So bekamen wir sogar noch eine private Führung durch die Seidenfabrik. Uns wurde gezeigt wie die schönen bunten Saris hergestellt werden, wie die Maschinen die Stoffe verweben, welche Qualität der Stoffe gut ist und noch vieles mehr. Leider war dann am Ende kein passender Stoff zu finden. Die Farben haben uns einfach nicht zugesagt. Katharina musste sich bei den wunderschönen, kuscheligen Pashmina-Schals zurückhalten. Übrigens ist es wirklich ein himmelweiter Unterschied, wenn man die „Pashmina-Schals“, die es günstig zu kaufen gibt, anfasst und mit den Originalen vergleicht! Das kommt daher, dass der Name nicht geschützt ist.

Am späten Nachmittag wurden wir dann von einem Bootsfahrer abgeholt und zum Ganges begleitet. Wir durften über 2 Stunden das Leben an den Ghats, die Verbrennungen und eine abendliche Zeremonie miterleben. Die Stimmung dort ist etwas ganz besonderes.

 

13.01.14
Heute haben wir erst mal richtig ausgeschlafen. Naja, so gut es eben geht, bei papierdünnen Wänden, direkt an einer lauten Straße. Den Vormittag haben wir dann auch mit Nichts-Tun vergammelt. Die dauernde Kälte hier (Tag und Nacht und irgendwie immer), der Nebel, das Dunkle, machen einen ganz schön faul und müde 😉 . Irgendwann konnten wir uns dann doch noch zu einem Spaziergang entlang der Ghats aufraffen. Kalt ist es draußen genauso wie drinnen. Die Ghats sind kilometerlange stufenartige Uferbefestigungen. Besondere Momente dort finden jedoch eher früh morgens (da haben wir es nicht aus den Federn geschafft) und gegen Abend statt. Trotzdem gibt es auch tagsüber viel zu erleben und entdecken.

Wir konnten an dem Harishchandra Ghat (kleines Verbrennungs-Ghat) eine Verbrennung miterleben. Der Leichnam wurde mit der Barre zu Beginn in den Ganges getaucht. Anschließend wurde er, bis auf ein weißes Tuch, enthüllt und auf die aufgebahrten Holzscheite gelegt. Es wird nur so viel Holz verwendet, wie benötigt wird um den Leichnam zu verbrennen. Ein Familienmitglied (normalerweise der älteste Sohn) lief mit brennendem Stroh um die tote Person herum und berührte sie am Kopf. Danach wurde das Stroh unter das Holz am Kopfende gelegt und die eigentliche Verbrennung begann. Fotos sind hier strikt verboten, was wir sehr gerne eingehalten haben. Aus einiger Entfernung ist es erlaubt Fotos des Ghats zu machen. Interessant hier war für uns, dass die Inder ganz anders trauern als wir. Man sieht niemanden weinen, schluchzen, völlig verzweifelt. Ringsherum spielten Kinder mit ihren Drachen, Kühe, Hunde und Ziegen liefen kreuz und quer, Verkäufer bieten ihre Waren an, Bettler wärmen sich am Feuer. Die komplette Verbrennung dauert in etwa 3 Stunden. Anschließend wird die Asche in den Ganges gestreut. Stirbt man in Varanasi und wird dort verbrannt, bricht man nach der hinduistischen Mythologie zufolge aus dem Kreislauf der ständigen Wiedergeburt aus.

Neben den Verbrennungsghats trifft man auf viele gläubige Hindus die im heiligen Ganges baden. Dadurch sollen sie von ihren Sünden befreit werden.

Läuft man weiter an den Ghats entlang kann an die Menschen beim Wäsche waschen beobachten. Trocknende Saris liegen auf dem Boden, Kühe steigen darüber. Wir hatten oft den Eindruck, dass die Kleider danach dreckiger waren als davor. Man trifft auch auf kartenspielende Männer, Bettler, selbsternannte Priester, Masseure, Verkäufer, Kuhfladen, menschliche Exkremente, Künstler und vieles vieles mehr. Es ist beeindruckend, schockierend, anstrengend, faszinierend!

2 Responses to Die heilige Stadt am Ganges – Varanasi (Uttar Pradesh)

  1. uli sagt:

    ….mann, mann, mann…vor lauter ghats kaum den ganges zu sehen
    aus der ferne sieht indien für mich nicht so prickelnd aus wie alles andere was ihr bisher gemacht und gesehen habt.
    aber vielleicht kommen die schöneren seiten ja noch.

    weiterhin gute reise
    liebe grüsse uli

  2. inge und alfred weber sagt:

    Hallo Ihr zwei
    wir haben von Indien eine etwas andere Vorstellung, aber schon sehr beeindruckend. Ob wir allein dort hingehen würden, können wir noch nicht sagen. Wir warten mal ab, was ihr noch berichtet. Liebe Grüsse und macht es gut. Inge & Fred

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